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Kreuzweg 6. Station

6. Station


Veronika reicht Jesus das Schweißtuch.





Veronika erscheint in den Evangelien nicht. Ihr Name wird nicht erwähnt, obwohl die Namen verschiedener Frauen vorkommen, die Jesus begleiten. Es kann also sein, daß der Name vielmehr Ausdruck dessen ist, was die Frau getan hat. Der Überlieferung nach bahnte sich auf der Straße nach Golgota tatsächlich eine Frau den Weg durch die Eskorte der Soldaten und trocknete den Schweiß und das Blut auf dem Antlitz des Herrn mit einem Tuch. Jenes Antlitz ist auf dem Tuch abgedruckt geblieben; ein getreues Abbild eine "wahre Ikone". Damit ließe sich der Name Veronika (vera icona) in Verbindung bringen.

Wenn das zutrifft, dann enthält dieser Name, der die von dieser Frau vollbrachte Handlung denkwürdig macht, zugleich die tiefste Wahrheit über sie. Als Jesus einmal den Unmut der Anwesenden erregte, verteidigte er eine Sünderin, die wohlriechendes Öl auf seine Füße gegossen und sie mit ihrem Haar getrocknet hatte. Auf den Einwand, der dabei erhoben wurde, sagte er: "Warum laßt ihr die Frau nicht in Ruhe? Sie hat ein gutes Werk an mir getan [...]. Als sie das Öl über mich goß, hat sie meinen Leib für das Begräbnis gesalbt" (Mt 26, 10.12). Diese Worte könnte man auch auf Veronika anwenden.

Papst Johannes Paul II., Karfreitag, 21. April 2000



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