Christus ist unter der Last des Kreuzes erneut zu Boden gestürzt. Neugierig beobachtet die Menge, ob er wohl noch die Kraft hat, noch einmal aufzustehen.
Der hl. Paulus schreibt: "Er war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod am Kreuz" (Phil 2,68).
Wenn Jesus zum dritten Mal fällt, scheint genau das zum Ausdruck zu kommen: die Entäußerung, die kenosis des Gottessohnes, die Erniedrigung unter dem Kreuz. Eben erst hatte Jesus zu den Jüngern gesagt, er sei nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen (vgl. Mt 20,28). Als er sich im Abendmahlssaal niederbeugte und ihnen die Füße wusch, wollte er sie gleichsam an seine Erniedrigung gewöhnen.
Als er auf dem Kreuzweg zum dritten Mal hinfällt, ruft er uns noch mit lauter Stimme sein Geheimnis zu. Hören wir auf seine Stimme!
Dieser Verurteilte, der nun nahe der Hinrichtungsstätte unter der Last des Kreuzes am Boden liegt, sagt uns: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben" (Joh 14,6). "Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben" (Joh 8,12).
Der Anblick eines Verurteilten, der erschöpft unter dem Kreuz zusammenbricht, soll uns nicht mit Entsetzen erfüllen. Diese äußere Anzeichen, daß der Tod naht, birgt in sich das Licht des Lebens.
Papst Johannes Paul II., Karfreitag, 21. April 2000
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